HRVT

Herzratenvariabilitätstestung oder -messung (HRVT)

Unter Herzfrequenzvariabilität (oder Englisch heart rate variability, HRV) verstehen wir die Fähigkeit eines menschlichen oder tierischen Organismus, die Schlagfrequenz des Herzrhythmus an veränderte innere oder äußere Bedingungen anzupassen. Diese Anpassung erfolgt in jeder Sekunde unseres Lebens über unser vegetatives Nervensystem, das auch als autonomes (unabhängiges) Nervensystem bezeichnet wird. Dabei geht es nicht nur um die bloße Erhöhung der Herzfrequenz im Rahmen von körperlichen, geistigen oder seelischen Belastungen oder deren Rückgang bei Entspannung. Je nach unserem körperlichen, geistigen, emotionalen, seelischen und sozialen Befinden findet vielmehr ständig durch feinste Variationen eine vegetative Feinjustierung unseres Herzrhythmus statt.

Diese noch vorhandene oder eben nicht mehr vorhandene Fähigkeit zur Feinjustierung unserer Herzschlagabfolge, die sich in einer ständigen Anpassung des zeitlichen Abstands jedes einzelnen Herzschlags zu dem darauf folgenden niederschlägt, macht eine außerordentlich genaue Aussage über unsere vegetative Reaktionslage möglich. So zeigt sich eine höhere Anpassungsfähigkeit an Belastungen in einer größeren Variabilität der Herzfrequenz, also ständig variierenden Abständen zwischen den einzelnen Herzschlägen. Unter einer chronischen Stressbelastung, Krankheit oder einer Burnout-Erkrankung hingegen geht diese Variabilität zunehmend zurück, aus dem zuvor lebendigen Herzrhythmus wird quasi zunehmend ein Maschinentakt. Insofern bildet unser Herzrhythmus also unser Eingebundensein in natürliche rhythmische Lebensprozesse oder eben auch unsere zunehmend unnatürlich getakteten Arbeits- und Lebensabläufe im Rahmen unserer Industriegesellschaft zuverlässig ab - der Mensch wird quasi messbar zur „Maschine“. Im quasi schlimmsten Falle diktiert - so betrachtet - irgendwann ein Herzschrittmacher den Maschinentakt, wo früher mal ein autonomer Lebensrhythmus das Blut pulsieren ließ!

Somit macht die HRVT letztendlich die Sprache unseres Herzens sichtbar und auch eine ehrlichere Aussage möglich, als es manchen Patienten überhaupt bewusst ist, und das oft lange bevor subjektive Beschwerden im Bereich des Herzens oder gar objektiv messbare Parameter zum Beispiel im EKG drohende oder manifeste Erkrankungen nahe legen.

Übrigens: In den letzten Jahren wurden diverse Verfahren entwickelt, um nicht nur die Variabilität der Herzfrequenz, sondern auch die Synchronisation von Herz- und Atemrhythmus messen zu können. Dabei fiel den Wissenschaftlern vor allen Dingen auf, dass positive Gefühle und Emotionen wie Liebe, Dankbarkeit und Lebensfreude zu einer deutlich messbaren Synchronisation der Rhythmen von Herz und Atmung führten, wohingegen diese Synchronisation bei Ärger, Stress und Angst verschwand.